Gesellschaftliche Ursachen und Wirkungen von Islamismus erforschen

Die BMBF-Förderbekanntmachtung: "Gesellschaftliche Ursachen und Wirkungen des radikalen Islam in Deutschland und Europa"

Der radikale Islam fordert die westlichen Gesellschaften und ihre liberale Grundordnung heraus. Spätestens seit den Attentaten vom 11. September 2001 wird er als unmittelbare Bedrohung wahrgenommen. Kam diese damals noch vorrangig von außen, so sind radikale Strömungen des Islam heute zu einer innergesellschaftlichen Herausforderung geworden. Dies zeigen unter anderem die Debatten um islamistische "Parallelgesellschaften" sowie die große Zahl junger Menschen, die sich hierzulande radikalisiert haben. Islamismus ist – ebenso wie Links- und Rechtsextremismus – Teil der gesellschaftlichen Realität Deutschlands und vieler Länder Europas geworden.

Der radikale Islam hat viele Facetten: Während so genannte "puristische" salafistische Gruppierungen zurückgezogen von der Mehrheitsgesellschaft ihren Glauben friedlich praktizieren, missionieren andere Gruppierungen aktiv, um religiös-fundamentalistische Ansichten zu verbreiten. Wieder andere islamistische Gruppierungen versuchen auf Grundlage ihres Glaubens politische Ziele durchzusetzen, wobei die angewendeten Mittel je nach ideologischer Ausrichtung von friedlicher politischer Betätigung bis hin zu Gewaltanwendung und Terrorismus reichen.

Angesichts der Heterogenität und Breite des Phänomens stellt sich zum einen die Frage, worin die gesellschaftlichen Ursachen für das Erstarken des radikalen Islam in Deutschland und Europa liegen. Was sind die sozialen, politischen, kulturellen und historischen Gründe für diese Entwicklung?

Zum anderen stellt sich die Frage, ob und wie sich der Einfluss von verschiedenen Strömungen des Islamismus auf das gesellschaftliche Leben sowie auf Verunsicherungen und (wahrgenommene) Bedrohungen auswirkt. Insbesondere ist bisher offen geblieben, inwiefern Polarisierungs-, Spaltungs- und Ausgrenzungsprozesse ausgelöst oder verschärft werden.

Zu diesen Fragekomplexen werden Projekte gefördert, die einen Beitrag für Anwender und Entscheidungsträger zum Umgang mit den Herausforderungen des radikalen Islam leisten. Dazu wird die Einbindung von Praxispartnern in die Forschungsvorhaben unterstützt. Auch Vorhaben der Grundlagenforschung sind aufgefordert, aus ihren Forschungsergebnissen Rückschlüsse für weiterführende anwendungsbezogene Forschungen zu ziehen sowie praxisbezogene Handlungsempfehlungen beispielsweise für erforderliche Präventionsmaßnahmen abzuleiten.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) möchte mit der Förderung sozial-, geistes- und kulturwissenschaftlicher Forschung dazu beitragen, Wissen zu schaffen, das Politik und Gesellschaft darin unterstützt, grundlagenbasierte und praxisrelevante Antworten zum Umgang mit dem radikalen Islam in Deutschland und Europa zu finden.

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