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Extremismus- und Radikalisierungsphänomene prägen die gesellschaftlichen Herausforderungen in Deutschland und vielen anderen Ländern. Eine Bedrohung durch islamistische Anschläge scheint gegenwärtig zwar kaum vordergründig, doch auch unabhängig von konkreten Anschlägen und Ereignissen werden Extremismen, derzeit insbesondere der Rechtsextremismus, von der Bevölkerung Deutschlands als massive Bedrohung wahrgenommen. Es handelt sich um gesellschafts- und sicherheitspolitische Herausforderungen, die das Lokale mit dem Transnationalen und Internationalen verbinden. Transnational und teils global agierende islamistische und rechtsextreme Netzwerke zeigen dies deutlich. Die ganze Bandbreite der inter- und transnationalen Dimension wird nicht zuletzt mit Blick auf die Ukraine offensichtlich: Die Destabilisierung der Ostukraine durch hybride Kriegsführung und Mobilisierung extremistischer Gruppen durch russische Einflussnahme seit nun fast zehn Jahren hat Auswirkungen auf alle europäischen Gesellschaften. Der Angriff Russlands auf die Ukraine wird auch Auswirkungen auf weitere Extremismus- und Radikalisierungsphänomene haben, deren Dynamiken nur im Zusammenspiel verschiedener wissenschaftlicher Blickwinkel verstanden und im Austausch zwischen Politik, Öffentlichkeit und Wissenschaft zu bewältigen sein werden.
Extremistische Gruppen greifen Gesellschaften, ihre Normen und Werte, Institutionen, ihre Sicherheitsarchitektur und vor allem ihre Zivilgesellschaft an. Sie destabilisieren den innergesellschaftlichen Frieden, insbesondere dann, wenn sie neue Formen der Rekrutierung, Mobilisierung und Vernetzung entwickeln, die noch nicht gut erkannt und von Präventions- und Interventionsprojekten schwer angesprochen werden können. Zudem interagieren extremistische Gruppen und reagieren aufeinander, sodass sich neue Formen von (Co-)Radikalisierung ergeben. Dabei erreichen sie über digitale oder lokale Vernetzungen auch Menschen aus der Mitte der Gesellschaft.
Im Rahmen der BMBF-Förderlinie »Gesellschaftliche Ursachen und Wirkungen des radikalen Islam in Deutschland und Europa« forschen zwölf Forschungsprojekte zu diesen Facetten und bilden zusammen das RADIS-Forschungsnetzwerk. Der Fokus der Projekte ist zwar auf den Islamismus gerichtet, gleichzeitig nehmen die Projekte aber auch andere Phänomenbereiche, deren Wechselwirkungen sowie allgemein Fragen zur Entwicklung, Prävention und Intervention von Radikalisierungsprozessen in den Blick. Eine gemeinsame Frage ist dabei auch, welche Bedeutung die Forschungserkenntnisse für die politische Steuerung haben. Wo ist Politik gefordert? Wo muss sie umsteuern, wenn es um die Analyse, Prävention und Intervention von Radikalisierungsphänomenen geht? Wo vertut sie sich vielleicht, und wo sehen Forschung wie Praxis geeignete Wege für Frieden und Zusammenhalt?
Das sind die zentralen Fragen der öffentlichen Arbeits- und Vernetzungstagung von RADIS. Es soll ein Forum sein für wissenschaftliche, behördliche, zivilgesellschaftliche und politische Akteure, die mit einem engen wie weiten Blick auf Phänomene der islamistischen Radikalisierung ihr Wissen, ihre Fragen, ihre Lösungsvorschläge zusammenführen und gemeinsam diskutieren.
Im Fokus der Tagung stehen
- der Austausch über aktuelle Erkenntnisse und Fragen der Extremismus- und Radikalisierungsforschung – nicht zuletzt im Hinblick auf aktuelle politische und gesellschaftliche Herausforderungen, wie sie sich durch die Destabilisierung der Ukraine oder durch die Bewältigung der Pandemie stellen,
- eine Abendveranstaltung mit einem Blick über Deutschland hinaus nach Europa
- die Vorstellung und Diskussion des RADIS Policy Papers 2022 basierend auf ersten Erkenntnissen aus dem RADIS-Forschungsnetzwerk.
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Tagungsprogramm
14:30 | Anreise und Registrierung |
15:00 | Begrüßung
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15:15 | Vorstellung des RADIS Policy Papers 2022 »Was wissen wir und was können wir tun im Umgang mit Islamismus in Deutschland?« Julian Junk, Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK) |
15:30 | Einordnung in das aktuelle Konfliktgeschehen – ein Kommentar zum RADIS Policy Paper 2022 Andreas Zick, Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG), Universität Bielefeld |
15:45 | Plenumsgespräch zu Herausforderungen und Handlungsoptionen im Themenfeld Extremismusprävention und gesellschaftlicher Zusammenhalt in Deutschland nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine
Moderation: Julian Junk, HSFK |
Kurze Pause | |
17:15 | Projektspots aus dem RADIS-Forschungsnetzwerk
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18:00 | Empfang |
19:00 | Podiumsdiskussion »Europa nach dem Angriff auf die Ukraine – im Umgang mit Extremismus vereint oder gespalten?« (Arbeitstitel) Darüber reden und diskutieren wir mit
Moderation: Andreas Zick, Universität Bielefeld, IKG |