Leitung:
Wissenschaftliche Mitarbeiter:innen:
Laufzeit: 10/2020 - 12/2024
Das Projekt „Radikalisierende Räume“ (RadiRa) hat in seiner Projektlaufzeit die Rolle des Raumes, im Sinne einer lokalen Lebenswelt, welche in der Radikalisierungsforschung zuvor kaum systematisch untersucht wurde, eingehend analysiert. RadiRa erforschte Raum als Einflussfaktor auf die Anfälligkeit für Radikalisierung und verfolgte das Ziel, ein Verständnis über die räumlichen Kontextbedingungen zu entwickeln, unter denen salafistische Radikalisierungsverläufe stattfinden. Außerdem wurden die Möglichkeiten sozialpädagogischer Intervention im Rahmen von Prävention gestärkt.
Forschungspraktisch wurden aufeinanderfolgend drei deutsche Stadtteile jeweils ein Jahr lang interdisziplinär untersucht: Neben einer ethnografischen Erhebung des jeweiligen Stadtteillebens wurden standardisierte Befragungen sowie leitfadengestützte Interviews mit Expert:innen- und Bewohner:innen durchgeführt.
Zu Beginn und zum Abschluss des Projektes sowie zu jeder Feldphase wurden Workshops mit Praktiker:innen organisiert. Im permanenten Austausch mit Akteur:innen der Sozialen Arbeit entwickelte RadiRa Präventionsmaßnahmen, die an unterschiedlichen Punkten im Radikalisierungsverlauf anknüpfen. Ergebnisse wie Projektpublikationen, Dokumentationen der Feldforschungen und Lehrforschungsprojekte wurden auf einer Projektplattform open access zur Verfügung gestellt.
Die Ergebnisse zeigen, dass vor allem verbreite Normen in einem Stadtteil, wie Misstrauen gegenüber dem Staat oder mangelndes Vertrauen in die Nachbarschaft, mit der Anfälligkeit für Radikalisierung einhergehen. Zudem begünstigen benachteiligende Einflüsse des Raums die Anfälligkeit für Radikalisierung – dagegen positionieren sich Fachkräfte der Sozialen Arbeit nicht systematisch. Gleichzeitig präsentiert sich die Einbettung der lokalen extremistischen Szene unterschiedlich, was auch ihren Raumzugriff bis hin zu Dominanzansprüchen bestimmt. Eine effektive sozialräumliche Präventionsstrategie, wie sie als Transferprodukt in RadiRa ausgearbeitet wurde, sollte daher auch die jeweiligen lokalen Gegebenheiten berücksichtigen.
Film "Das Projekt RadiRa" | Länge 2"17' | Realisation Ute Seitz // Philipp Offermann | PRIF 2022