Nächster Talk

Dienstag, 25.03.2025, 16:00-17:30 Uhr: 

Verlorenes Vertrauen und Instrumentalisierung – Die Medienberichtserstattung nach dem 07. Oktober

Zur Anmeldung

Seit dem Terroranschlag der Hamas am 7. Oktober 2023 und dem darauffolgenden Krieg in Gaza wird immer wieder der Vorwurf laut, dass deutsche Medien einseitig berichten würden und dadurch das Vertrauen in Medien sinke. Eine repräsentative Umfrage des NDR-Medienmagazins ZAPP zeichnet ein ambivalentes Bild: Zwar haben 40 Prozent aller Befragten (sehr) viel Vertrauen in die deutsche Berichterstattung zum Krieg in Gaza und Israel. Aber 48 Prozent, also fast jeder Zweite, hätte demnach wenig oder gar kein Vertrauen in die deutsche Berichterstattung. Woher kommt dieses Misstrauen gegenüber der deutschen Berichterstattung? Und ist die Berichterstattung wirklich einseitig?

Gleichzeitig konsumieren junge Menschen Nachrichten zunehmend auf Social Media. Auch hier wird der Nahostkonflikt von unterschiedlichen – auch islamistischen Gruppierungen – instrumentalisiert und sowohl antisemitische als auch rassistische Narrative verbreitet. Inwiefern diese Instrumentalisierung des Nahostkonflikts von Medien und unterschiedlichen Akteur:innen eine Radikalisierung stärker angeheizt hat, diskutieren wir in diesem Webtalk und begeben uns auf die Suche nach Lösungsstrategien in der Frage, wie eine sensible und verantwortungsbewusste Berichterstattung über den Nahostkonflikt aussehen kann.

Mit Tom Khaled Würdemann,Hochschule für jüdische Studien und Noura Mahdhaoui,NDR.

Veranstaltet von

* Die Mitarbeit von ufuq.de erfolgt im Rahmen des Projektes KN:IX connect mit einer Förderung im Bundesprogramm „Demokratie leben!“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Islamismus – Szenen, Strukturen und Prävention im Wandel?

Die jüngsten Anschläge haben die Themen Islamismus und islamistischer Terrorismus erneut in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt. Durch den Wahlkampf und die aktuellen Ereignisse in Deutschland hat sich die Debatte dabei noch einmal deutlich verschärft. In der öffentlichen Diskussion geht es dabei häufig um die Herkunft, das Alter und die psychische Verfassung der Tatverdächtigen. Aber auch Akteur:innen und Gruppierungen, die gezielt die Radikalisierung – insbesondere junger Menschen – vorantreiben, geraten zunehmend in den Blick.

Darüber hinaus kam es seit dem Terroranschlag der islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und dem darauffolgenden Krieg in Gaza zu einer deutlichen Zunahme von sogenannten pro-palästinensischen Demonstrationen, bei denen teilweise auch islamistische Akteur:innen in Erscheinung traten und antisemitische Narrative verbreitet wurden. Der Krieg im Nahen Osten wirkt dabei als Katalysator: Die schnelle Mobilisierung von Anhänger:innen sowie die gezielte Instrumentalisierung des Nahostkonflikts verdeutlichen die anhaltende Präsenz islamistischer Strömungen, sowohl auf Social Media als auch in analogen Sozialräumen.

Die Webtalkreihe beleuchtet diese Aspekte aus unterschiedlichen Perspektiven: Wir werfen einen Blick auf aktuelle Dynamiken und Veränderungen im Kontext des extremistischen und gewaltbereiten Islamismus, betrachten das aktuelle Protestgeschehen und die Rolle von  Antisemitismus in Radikalisierungsprozessen, fragen nach transnationalen Verknüpfungen und den Hintergründen von Radikalisierungsgeschehen. Zudem diskutieren wir die Rolle der Medien, beschäftigen uns mit Agitator:innen sowie digitalen Entwicklungen – einschließlich der wachsenden Bedeutung von  Gaming-Räumen als radikalisierungsfördernde Struktur. 

Gemeinsam mit Expert:innen aus Wissenschaft, Prävention und politischer Bildung diskutieren wir, wie extremistischen Ideologien entgegengewirkt und konstruktive Alternativen geschaffen werden können.

Alle Veranstaltungen im Überblick

16:00-17:30 Uhr

Islamismus und islamistischer Terrorismus sind durch die jüngsten Ereignisse, darunter die Attentate in mehreren deutschen Städten, erneut in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt. Gleichzeitig treten islamistische Gruppierungen wieder verstärkt im öffentlichen Raum in Erscheinung, nachdem sie sich in den vergangenen Jahren eher ins Private zurückgezogen hatten. Im Rahmen des Webtalks wollen wir daher die jüngsten Erscheinungsformen islamistischer Ideologien beleuchten, Informationswege analysieren und aktuelle Entwicklungen diskutieren. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Bedeutung von Räumen und der Rückkehr islamistischer Akteur:innen auf die Straße. Ein konkretes Beispiel hierfür sind die Kundgebungen der als extremistisch eingestuften Organisation Muslim Interaktiv in Hamburg – ähnliche Phänomene lassen sich auch in Berlin und Essen beobachten. Untersucht wird, wie der öffentliche Raum als Ort des Protests genutzt wird und welcher Zusammenhang zwischen Radikalisierung und Raum besteht. Darüber hinaus wird die Frage aufgeworfen, welche Auswirkungen diese Entwicklungen auf die Gesellschaft und das öffentliche Leben haben und welche Maßnahmen zur Prävention von Radikalisierung erforderlich sind.

Mit Michael Kiefer (Universität Osnabrück) und Sebastian Kurtenbach (FH Münster).

Zur Anmeldung

 

16:00-17:30 Uhr

Der Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und die darauf folgende israelische Militäroperation lösten weltweit Reaktionen aus. In Deutschland kam es zu zahlreichen Demonstrationen, bei denen es auch zu antisemitischen Äußerungen und Gewaltausbrüchen kam. Die Eskalationsepisoden des Nahostkonflikts aktivieren offenkundig – und das auch nicht erst seit dem 7. Oktober 2023 – antisemitische Ressentiments, was radikalisierten Individuen und Gruppen einen Anlass bietet, ihr antisemitisches Weltbild in Wort und Tat auf die Straße zu tragen. Dabei polarisiert in Deutschland kaum ein Thema so sehr wie der Nahostkonflikt: Muslim:innen stehen unter Rechtfertigungsdruck, während rechte Gruppen und islamistische Akteur:innen den Diskurs für ihre eigenen Ziele instrumentalisieren. Ziel des Webtalks ist es, aktuelle und historisch konstante Formen des Antisemitismus zu untersuchen, pro-palästinensische Proteste auf ihre Botschaften hin zu betrachten, Protestnarrative kritisch zu hinterfragen und die Universität als Schauplatz des Protests in den Blick zu nehmen. Dabei liegt ein besonderer Schwerpunkt auf den Campus-Protesten in Deutschland und den USA, bei denen Begriffe wie „Solidarität“ und „Widerstand“ nicht selten im Spannungsfeld mit antisemitischen Tendenzen stehen. Zudem wird die Verbreitung antisemitischer Ressentiments unter Muslim:innen wissenschaftlich beleuchtet.

Mit Cemal Öztürk, Universität Duisburg-Essen und Anja Schmidt-Kleinert, Philipps-Universität Marburg.

Zur Anmeldung

16:00-17:30 Uhr

Seit dem Terroranschlag der Hamas am 7. Oktober 2023 und dem darauffolgenden Krieg in Gaza wird immer wieder der Vorwurf laut, dass deutsche Medien einseitig berichten würden und dadurch das Vertrauen in Medien sinke. Eine repräsentative Umfrage des NDR-Medienmagazins ZAPP zeichnet ein ambivalentes Bild: Zwar haben 40 Prozent aller Befragten (sehr) viel Vertrauen in die deutsche Berichterstattung zum Krieg in Gaza und Israel. Aber 48 Prozent, also fast jeder Zweite, hätte demnach wenig oder gar kein Vertrauen in die deutsche Berichterstattung. Woher kommt dieses Misstrauen gegenüber der deutschen Berichterstattung? Und ist die Berichterstattung wirklich einseitig?

Gleichzeitig konsumieren junge Menschen Nachrichten zunehmend auf Social Media. Auch hier wird der Nahostkonflikt von unterschiedlichen – auch islamistischen Gruppierungen – instrumentalisiert und sowohl antisemitische als auch rassistische Narrative verbreitet. Inwiefern diese Instrumentalisierung des Nahostkonflikts von Medien und unterschiedlichen Akteur:innen eine Radikalisierung stärker angeheizt hat, diskutieren wir in diesem Webtalk und begeben uns auf die Suche nach Lösungsstrategien in der Frage, wie eine sensible und verantwortungsbewusste Berichterstattung über den Nahostkonflikt aussehen kann.

Mit Tom Khaled Würdemann (Hochschule für jüdische Studien) und Noura Mahdhaoui (NDR).

Zur Anmeldung

16:00-17:30 Uhr

Transnationalität wird in Studien zu Migration als Ausmaß an Konnektivität – also Verbindung – von Individuen und Gruppen über nationalstaatliche Grenzen hinweg definiert. Die Fokussierung auf das Ausmaß dieser Verbindungen vernachlässigt jedoch, die Qualität – also das „Wie“ und das „Warum“ – dieser Verbindungen in den Blick zu nehmen. Dies ist jedoch insbesondere in Zeiten globaler Konflikte, Krisen und Kriege entscheidend, um einen differenzierten Blick zu entwickeln. Grenzüberschreitende Verbindungen können auch ausschließlich emotionaler Art sein – also in Form von Emotionaler Transnationalität auftreten. Emotionale Verbindungen sind dabei nicht statisch, sondern hybride und in Veränderung begriffen. Der Webtalk  befasst sich aus dieser Perspektive mit Aspekten emotionaler Transnationalität im Kontext von aktuellen Krisen, Konflikten und Kriegen. In dieser Weise trägt das Konzept zu einer differenzierten Betrachtung aktueller Auseinandersetzungen in der superdiversen Gesellschaft bei.

Mit Yvonne Albrecht (Deutsches Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung).

Zur Anmeldung

16:00-17:30 Uhr

Es besteht ein allgemeiner Konsens darüber, dass soziale Medien neben zahlreichen positiven Effekten auch problematische Kehrseiten aufweisen. Einerseits ermöglichen sie Interaktion und Austausch, andererseits haben sie sich zu potenziellen Einflussräumen für extremistische Gruppierungen entwickelt. Diese nutzen Social Media gezielt, um ihre Ideologien zu verbreiten, Netzwerke aufzubauen und öffentliche Diskurse zu verschieben.

Zudem gewinnt die Forschung zur Radikalisierung im Gaming-Bereich zunehmend an Bedeutung, ein Feld, das trotz der intensiven Nutzung von Gaming-Plattformen als Kommunikationsräume noch vergleichsweise wenig erforscht ist. Insbesondere gamingnahe Plattformen wie Discord, Twitch und Steam bieten eine Vielzahl an Interaktionsmöglichkeiten, die durch spielbezogene Themen und infrastrukturelle Gegebenheiten als Anknüpfungspunkte für extremistische Narrative genutzt werden können.

Diese Entwicklungen und Herausforderungen werden mit Expert:innen verschiedener Disziplinen diskutiert. Abschließend werden konkrete Handlungsempfehlungen für Bildungseinrichtungen, Zivilgesellschaft und politische Akteure formuliert, um nachhaltige Schutzmechanismen gegen extremistische Radikalisierung in digitalen Netzwerken zu stärken.

Mit Mehmet Koc (Sozialpädagoge und Bildungsreferent), Linda Schlegel (PRIF – Leibniz-Institut für Friedens- und Konfliktforschung) und Niklas Brinkmöller (Violence Prevention Network)

Zur Anmeldung

16:00-17:30 Uhr

Einsamkeit – nicht nur, aber besonders unter jungen Menschen – ist nicht erst seit der Corona-Pandemie ein Thema, als Lockdowns und Ausgangssperren über mehrere Monate das Zusammensein mit Freund:innen nahezu unmöglich machten. In Großbritannien gibt es seit einigen Jahren sogar einen Minister für Einsamkeit, um sich des Problems anzunehmen. Deutschland hat seit Dezember 2023 ebenfalls eine eigene Strategie gegen Einsamkeit.  Aktuelle Studien zeigen, dass einsame Jugendliche hierzulande offener für Verschwörungstheorien, autokratische Einstellungen und politische Gewalt sind.

Besteht also ein direkter Zusammenhang zwischen Einsamkeit und Radikalisierung? Und wen betrifft Einsamkeit eigentlich – geht es um Jugendliche, Erwachsene oder um speziellere Zielgruppen, etwa unbegleitete minderjährige oder traumatisierte Geflüchtete? Könnten Beratung und Angebote, die Gemeinschaft stiften und Partizipation ermöglichen, ein Beitrag gegen Einsamkeit und damit auch zur Radikalisierungsprävention im Bereich Islamismus sein?

Mit Claudia Neu (Georg-August-Universität Göttingen / Universität Kassel) und Alexander Gesing (IFAK e. V.).

Zur Anmeldung

16:00-17:30 Uhr

Wenn Menschen sich radikalisieren, spielen in der Regel viele verschiedene Dinge eine Rolle: Psychosoziale Faktoren, biografische Brüche aber auch Gruppendynamiken oder gesellschaftliche Entwicklungen können hier bedeutsam sein. Die Forschung hat gezeigt, dass Hinwendungen zu extremistischem Gedankengut komplexe Prozesse sind, die sehr individuell ablaufen. Individuelle oder kollektive Erfahrungen von Diskriminierung können ein Grund sein, sich von der Gesellschaft ab- und extremistischen Bewegungen zuzuwenden.  Auf der Hand liegt, dass islamistische Propaganda Rassismus gegen Muslim:innen in Europa gezielt für ihre Zwecke instrumentalisiert. Der Webtalk stellt einerseits den aktuellen Forschungsstand zum Zusammenhang von Diskriminierungserfahrungen und islamistischer Radikalisierung dar und beschreibt, inwiefern pädagogische und präventive Angebote in Deutschland von der Prämisse eines solchen Zusammenhangs ausgehen. Zum anderen wird der Frage nachgegangen, inwieweit es gerade der universellen Islamismusprävention gelungen ist, überzeugende Ansätze zu entwickeln, die eine Stigmatisierung muslimischer Menschen nicht fortschreiben.

Mit Joachim Langner (Deutsches Jugendinstitut) und Meltem Kulaçatan (Internationale Hochschule Nürnberg).

Zur Anmeldung

16:00-17:30 Uhr

Sie sind Propagandistinnen, Anwerberinnen und Täterinnen. Spätestens seit der Hochphase des sogenannten Islamischen Staates ist bekannt, dass Mädchen und Frauen nicht nur Ehefrauen und Mütter sind – sie spielen auch eine aktive Rolle bei der Verbreitung der islamistischen Ideologie. Dafür nutzen sie gezielt Social Media und treten immer öfter auch selbst vor die Kamera. Auch wenn von Frauen betriebene TikTok-Accounts weniger offen dschihadistische Inhalte verbreiten, ist spätestens seit dem Terroranschlag der Hamas am 7. Oktober 2023 eine Politisierung der Inhalte zu beobachten. Wie lässt sich das neue Selbstverständnis islamistischer Frauen erklären? Und wie kann eine Prävention aussehen, die Mädchen und Frauen auf TikTok adressiert?

Der Webtalk beleuchtet, welche Ansprachen und Strategien islamistische Influencerinnen nutzen und wie sich ihr Auftreten durch die Plattform TikTok verändert hat. Anschließend werden Ansätze frauenspezifischer Prävention auf Social Media vorgestellt und Erfolgsfaktoren diskutiert.

Mit Meike Krämer (Violence Prevention Network (VPN)) und N.N.

Zur Anmeldung

16:00-17:30 Uhr

Männer zeigen eine stärkere Tendenz als Frauen, extremistisches Gedankengut zu unterstützen oder im Namen einer Ideologie gewalttätig zu werden. Maskulinistische Influencer verbreiten im digitalen Raum einen Antifeminismus, der als Brücke zu diversen extremistischen Ideologien dient. Auch islamistische Bewegungen sind klar männlich dominiert, Prävention und politische Bildung tragen dem „Faktor Männlichkeit“ jedoch noch kaum Rechnung. Der Webtalk vermittelt geschlechtertheoretische Grundlagen: Was ist Männlichkeit und wie unterscheidet sie sich von Mannsein? Warum wird Männlichkeit oft an „den Anderen“ verhandelt? Was wissen wir über den Zusammenhang von Männlichkeit und Radikalisierung? Markus Theunert (maenner.ch) arbeitet heraus, welche Anforderungen an Männlichkeit Radikalisierungen begünstigen und wie sowohl die Extremismusprävention als auch die geschlechterreflektierte Pädagogik fundierte Ansätze entwickeln können, um den Zusammenhang zwischen Männlichkeit und Radikalisierung angemessen zu adressieren. 

Mit Markus Theunert (maenner.ch)

Zur Anmeldung